PNN/ Gaza/
Israel hat am Montag damit begonnen seine Stromversorgung an den belagerten Gazastreifen zu reduzieren, obwohl sie mehrfach von humanitären Organisationen dazu aufgefordert wurden diesen Schritt nicht zu vollziehen.
In einem Versuch die im Gazastreifen herrschende und mit seiner
Fatah-Partei rivalisierende
Hamas unter Druck zu setzten, hatte Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas vor einigen Wochen bekanntgeben, dass man als Palästinensische Autonomiebehörde
(PA) seine Beiträge für den Strom, mit dem Israel die palästinensische Enklave am Mittelmeer versorgt, kürzen werde. Dieser Schritt folgte damit auf eine Reihe von Maßnahmen der PA seine Rivalen in Gaza unter Druck zu setzen. In einer zuvor getroffenen Entscheidung kürzte die Regierung in Ramallah die Gehälter der in Gaza für sie arbeitenden Angestellten.
Das israelische Sicherheitskabinett hatte sich dann am Sonntag vorletzter Woche dazu entschieden, Abbas' Bitte zu erfüllen und keine Milde der Hamas in Gaza gegenüber walten zu lassen.
Man werde die Stromversorgung nach und nach reduzieren.
Die
Gaza Stromverteilungskorporation hat in einer Stellungnahme am Montag gesagt, dass israelische Stromleitungen, die den Gazastreifen versorgen, ihre Leistung von 120 auf 112 Megawatt reduziert hätten. Die Verringerung der Stromversorgung betreffe zwei Hauptleitungen in der palästinensischen Enklave, die als Baghadad Leitung, welche das Bezirksgebiet Gazastadts versorgt, und als Grid 11, welches Khan Yunis im südlichen Gazastreifen versorgt, bekannt sind und jetzt statt 24 nur noch 16 Megawatt produzieren.
Nach Angaben des Sprechers der
Gaza Stromverteilungskorporation Muhammad Thabet resultiert diese Verringerung darin, dass jetzt nur noch zwei bis drei Stunden Strom pro Tag für die Einwohner Gazas zur Verfügung stehen.
Die ohnehin schon schlechte humanitäre Lage Gazas wird sich dadurch weiterhin verschlechtern, davor warnte der israelischen Tageszeitung
Haaretz zufolge auch der Koordinator für israelische Regierungsaktivitäten in den besetzten palästinensischen Gebieten
Yoav Mordechai. Er warnte in der Kabinettssitzung am vorletzten Sonntag vor einer sich verschlechternden, ökonomischen und humanitären Lage, sagte aber gleichzeitig, dass man der Bitte aus Ramallah nicht widersprechen sollte.
UNOs Spezialbeauftragter für den Friedensprozess im Mittleren Osten
Nickolay Mladenov verurteilte bereits vor einiger Zeit die Maßnahmen der israelischen und palästinensischen Regierung, da sie einen politischen Machtkampf auf Kosten von Menschenleben austragen.
„Wie lange glaubt ihr können sie überleben, wenn die Elektrizität auf zwei Stunden pro Tag reduziert wird?“, so Mladenov.
Die Konsequenzen des „politischen Tauziehens“ werden sowohl Israelis als auch Palästinenser zu spüren bekommen. „Wer wird den Preis der sich daraus ergebenden Gewalt und Eskalation bezahlen? […] In Gaza rennen wir grade einer weiteren Krise mit offenen Augen entgegen“, so Mladenov aus Jerusalem zum UN-Sicherheitsrat.
„Es ist unvorstellbar, dass politische Konfrontationen zu Lasten der zwei Millionen Einwohner Gazas ausgetragen werden, wenn gleichzeitig deren grundlegenden Rechte als Druckmittel für Verhandlungen von politischen Zielen verwendet werden, […]“, betonte die israelische Menschenrechtsorganisation
Gisha in einem Aufruf an die israelische Regierung die Stromversorgung nicht zu kürzen.
Bis zuletzt hatten die rund zwei Millionen Einwohner des kleinen Küstenstreifens nur knapp vier Stunden Strom am Tag und mussten Gazas einziges, eigenes Kraftwerk vor zwei Monaten aufgrund von Kraftstoffmangel abschalten.